Begrüßungsritual und KOTODAMA


Besucht man das erste mal eine Trainingseinheit in einem BUJINKAN DOJO, zB. zum Probetraining, wird man unweigerlich auch mit dem formalen Begrüßungsritual zu Beginn und am Ende der Trainingseinheit konfrontiert.

Damit Dein erster Besuch bereits an dieser Stelle entspannter verläuft, möchte ich Dir hier einen kurzen Überblick geben, wie das Begrüßungsritual inklusive dem sogenannten KOTODAMA verläuft. Ich beschreibe Dir hierbei den Ablauf, wie er in den BUJINKAN DOJO üblich ist. Beachte hierzu aber noch meinen Hinweis ganz am Ende.

 

 

Ablauf der Begrüßung

SENSEI (Lehrer) und DESHI (Schüler) stehen sich gegenüber in SHIZENTAI (natürliche Haltung).
Der ranghöchste Schüler steht ganz rechts, danach folgen rangabsteigend die übrigen Schüler. Gibt es mehrere Reihen, wird hier ebenso verfahren.

Der Lehrer kniet sich zuerst ab. Die Schüler folgen nacheinander von rechts beginnend. Hierbei kniet zuerst das linke, dann das rechte Bein ab. Lehrer und Schüler setzen sich in SEIZA (Fersensitz). Eine Faustregel lautet, Männer haben zwischen den Knien etwa 3 Fäuste breit Platz, Frauen nur eine Faust. Die linke große Zehe ruht über der rechten großen Zehe.

 

Hinweis:

Bei den folgenden Schritten findest Du japanische Phrasen, die gesprochen werden. Ich habe sie fett hervorgehoben. Die stummen Vokale, die nicht mitgesprochen werden, habe ich entsprechend markiert.

SCHRITT 1

Der Lehrer gibt das Kommando:
MOKuSO! (Meditiert!)

 

Hierbei wird unterhalb des Bauchnabels die linke Hand in die rechte Hand gelegt. Die Daumenspitzen berühren sich.

Die Augen werden leicht geschlossen. Der Rücken ist gerade und das Kinn ist leicht zurückgezogen, damit auch der Kopf im Nacken gerade aufgerichtet ist. Der Blick ist auf einen unbestimmten Punkt etwa 1,5 m vor sich auf den Boden gerichtet.

Der Geist soll zur Ruhe kommen und sich auf das Training vorbereiten. Alltagssorgen werden abgelegt...

 


SCHRITT 2

Der Lehrer gibt das Kommando:
MOKuSO YAME! (Meditation beenden!)

 

Die Augen werden geöffnet und es wird zum Lehrer geschaut.

 




KOTODAMA

SCHRITT 3

Der Lehrer dreht sich um zum KAMIDAMA (ein kleiner Schrein oder das Abbild des Meisters), hebt die Hände und legt sie aneinander.

 

Die Schüler heben nun ebenfalls die Hände und legen sie aneinander.

 


Hinweis:

Oft werden hier die Hände auch 2-3mal aneinander gerieben, um sie energetisch aufzuladen.

 

SCHRITT 4

Der Lehrer spricht leise für alle ein kurzes Gebet:
SHIHAYAFURU KAMI NO OSEIWA TADASHIKI KOKORO MIO MAMORURAN!
 

Hinweis:

Es gibt zu diesem Gebet Varianten. In einigen DOJO wird dieses Gebet auch noch um das Mantra:
GAKORAI TOSHA AKUMA FUDO ergänzt, während hierzu das entsprechende KETSU IN Handsiegel gebildet wird.

SCHRITT 5

Der Lehrer spricht laut das KOTODAMA:
SHIKIN HARAMITSU DAIKOMYO!

 

Alle Schüler wiederholen laut das KOTODAMA:
SHIKIN HARAMITSU DAIKOMYO!

 


Alle klatschen 2x in die Hände, verbeugen sich vorm KAMIDAMA und richten sich wieder auf.
Alle klatschen 1x in die Hände, verbeugen sich vorm KAMIDAMA und richten sich erneut wieder auf.

 



SCHRITT 6

Der Lehrer dreht sich zurück zu den Schülern...

 

Der ranghöchste Schüler gibt das Kommando:
SHISEI O TADASHiTE SENSEI NI REI!
(Schaut zum Lehrer und grüßt ihn!)

 


Hinweis:
Leitet ein ranghöherer Schüler das Training in Abwesenheit des SENSEI, wird anstelle von SENSEI der Begriff SEMPAI verwendet.

Insgesamt wird dieser Teil von vielen DOJO oft auch übersprungen und direkt zu Schritt 7 übergegangen.

SCHRITT 7

Die Schüler verbeugen sich vorm Lehrer und sprechen:
ONEGAI SHIMASu! (Ich bitte um Unterricht!)

Hinweis:
In vielen BUJINKAN DOJO verbeugt sich auch der Lehrer vor den Schülern und spricht ebenso die Bitte aus. Er macht es aus der Haltung heraus, da ein Lehrer ebenso von seinen Schülern lernt, denn sie sind der Spiegel von ihm.

SCHRITT 8

Der Lehrer erhebt sich und gibt das Zeichen zum erheben der Schüler.

 

Die Schüler erheben sich der Reihe nach und stellen sich in SHIZENTAI.

 


Je nach DOJO (ein Ort des Trainierens) verbeugen sich hier Lehrer und Schüler nochmals voreinander, SHI REI bezeichnet (Lehrergruß).

 

***

 

Am Ende des Training erfolgt der gleiche Ablauf. Anstelle von „ONEGAI SHIMASu!“ wird sich aber für das erhaltene Training bedankt: DOMO ARIGATO GOZAIMASHiTA!

Was Du noch wissen solltest

Was bedeutet das KOTODAMA?

Dieses kurze MANTRA: "SHIKIN HARAMITSU DAIKOMYO!" bedeutet stark vereinfacht:
Jede Begegnung, jedes Ereignis in Deinem Leben enthält die Möglichkeit, Dir die Wahrheit des Universum zu zeigen und Du bestimmst, ob die Erfahrung positiv oder negativ sein wird.

 

Hat das Klatschen in die Hände eine Bedeutung?

Mit dem zweimaligen Klatschen sollen zu Beginn des Trainings die positiven Kräfte gerufen/aktiviert werden. Sie sollen helfen, das Training gelingen zu lassen und verletzungsfrei zu bleiben. Am Ende des Trainings ist es die Bitte an diese Kräfte, uns auch im Alltag zu unterstützen.

Mit dem einmaligen Klatschen zu Beginn des Trainings soll der eigene Geist aufgeweckt und auf das Training fokussiert werden. Am Ende des Trainings ist es die Bitte, im alltäglichen Leben genauso wach und aufmerksam zu bleiben, wie im Training.

 

Haben die Hände selbst eine Bedeutung?

Unsere Kampfkunst hat spirituelle Wurzeln in einer Form des esoterischen Buddhismus Japans. Die linke Hand steht für die Kräfte des IN (Yin), bzw. des TAIZOKAI, welches die materielle Welt symbolisiert. Die rechte Hand steht für die Kräfte des YO (Yang), bzw. des KONGOKAI, welches die reine Weisheit (auch universale Kraft) symbolisiert.

Werden die Hände ineinandergelegt, umschließt das „Universum“ die „materielle Welt“.


Etwas ausführlicher auf die Bedeutung der Hände, bin ich bei meiner Erklärung zum KUJI IN eingegangen.

 


Abschließender Hinweis:
Einige Anmerkungen zu Unterschieden in den verschiedenen BUJINKAN DOJO habe ich bereits gegeben. Grundlegend gilt auch, dass sich die DOJO ebenfalls hinsichtlich Rythmus und Geschwindigkeit unterscheiden.

Darüber hinaus kann es Unterschiede beim Verbeugen zwischen und nach dem Klatschen geben. Während sich in einigen DOJO komplett wieder aufgerichtet wird, gibt es andere DOJO, wo in einer halbhohen Position bis nach der Floskel zur Bitte, bzw. dem Danke verblieben wird.